Wir schreiben den 14. Februar: Valentinstag und zufällig ein Dienstag. Der Tag der Liebe, der Liebenden und Verliebten also und an diesem Tag findet das 5. Grazer Knödelfest statt. Der Knödelkönig höchst persönlich lädt zu diesem Zwecke in die Grazbachgasse 68 ein, wo das Knödelfest mehr oder weniger still und heimlich beginnt. Mehr oder weniger: In der kleinen Küche finden sich nach und nach immer mehr KnödelköchInnen und –esserInnen ein, sodass die Küche bald zwischen dreißig und vierzig Menschen beherbergt.

Woher kommt das Knödelfest? Meine Recherche auf Google ergibt Informationen zu zahlreichen Knödelfesten in Tirol, Tirol und in Tirol. So verspricht zum Beispiel das 31. Knödelfest in St. Johann in Tirol, mit einer Länge von 300 Metern, den längsten Knödeltisch der Welt:

Samstag, 22. September 2012, ab 13 Uhr mit 5 Musikgruppen, 15 Festwirten, 22 Knödelsorten und insgesamt fast 25.000 Knödel, liest man auf der Homepage des Knödelfestes in St. Johann in Tirol.1

Und die Englische Version dieser Seite gibt die bahnbrechende Information: Knödel or dumplings are a fundamental form of nourishment in the Tyrol.2

Nun, fast kann das Grazer Knödelfest mit St. Johann in Tirol mithalten: Bei 20 Knödelsorten von 20 KnödelköchInnen und einer durchschnittlichen Knödelmenge von 20 Knödeln pro Köchin/Koch, kommt das Grazer Knödelfest auf 400 Knödel – was angesichts der kleinen Küche beträchtlich ist.

Paznaun (in Tirol) feierte 2011 sein erstes Knödelfest, womit hier Graz eine Nasenlänge und drei Jahre voraus ist.

2008 fand in Graz das erste Knödelfest statt, initiiert und ausgeführt wurde es von Angelika List und Martin Breuss, der sich von Hall in Tirol inspirieren hat lassen. Zusätzlich wurde der Valentinstag am 14. Februar als traditioneller Knödelfesttag beschlossen.

Das Grazer Knödelfest scheint (zumindest innerhalb Österreichs) tatsächlich das erste Knödelfest außerhalb Tirols zu sein. Was außerdem als Einzigartigkeit vermutet werden darf, ist das Küren des Knödelkönigs – in Person und Knödelform, das dieses Jahr zum zweiten Mal stattfand. Knödelkönig wird derjenige, der die meisten Knödel essen kann. Wer hier allerdings ein Fressen bis zum Umfallen vermutet, der irrt. Der diesjährige Knödelkönig Sebastian Raimund Scher, der eine Gesamtknödelmenge von 1482 Gramm auf die Waage brachte, bestätigt: „Ich habe einfach gemütlich dahingegessen und hatte dann zufällig am meisten gegessen.“

Um beurteilen zu können, wer am meisten gegessen hat, gibt es eine Tabelle, in welche Anzahl und Gewicht der Knödel eingetragen werden.

War es letztes Jahr Robin Klengel, der die Ehre hatte, Knödelkönig in Person zu werden, ist es dieses Jahr sein Knödel – das Spinat-Kokos-Curry-Trio – der König geworden ist.

Mitbegründer des Grazer Knödelfestes Martin Breuss war dieses Jahr zum Zeitpunkt des Knödelfestes in La Réunion, was ihn und uns jedoch wenig störte: So wurde das erste Knödelfest in La Réunion gefeiert. Wir durften live dabei sein – Skype machte es möglich. Nachdem der Knödelkönig Robin Klengel per Videotelefonie das Knödelfest für eröffnet erklärte, startete sowohl in Graz als auch in La Réunion das Rühren, Brodeln, Brutzeln, Stampfen, Registrieren, Mampfen, Verkosten und Bewerten der Knödel. Jede Knödelsorte holte sich ihre Nummer in der Registrierstelle ab, wurde gewogen und gab ihren Namen bekannt: Erröteter Semmelknödel mit Schafskäse, K&K-Knödel, Tschingoanischer Salatknödel, Veganer Überraschungsknödel, Kannibalenknödel, Wrdala-Knödel oder Jazzknödel mit Himbeersolo, um nur einige zu nennen.

Nicht unwesentlich war dieses Jahr auch die letztes Jahr aufgeflammte Frage danach, was denn eigentlich ein Knödel sei. Angelika List fasst zusammen: „Ein wichtiges Element des Knödels ist seine runde Form, wobei dies für manche traditionell als Knödel bezeichnete Speisen, wie etwa den Kaspressknödel, nicht zutrifft. Wir entschieden uns also dafür, dass alles, was traditionell als Knödel bezeichnet wird, aber nicht rund ist, trotzdem in die Kategorie „Knödel“ fallen darf. Außerdem muss ein Knödel aus mehreren Zutaten bestehen und von Menschenhand gefertigt sein. So ist ein Apfel trotz seiner runden Form kein Knödel, weil er nicht aus mehreren, von Menschenhand zusammengefügten, Zutaten besteht.“

Und ja, für all diejenigen, die sich an der Formulierung rund um den Knödelkönig gestoßen haben: Diese ist bewusst. Denn neben der Diskussion, was denn eigentlich als Knödel zu bezeichnen sei, gab es auch die folgende. Auch wenn es uns Damen vielleicht nicht passen mag – wir können tendenziell eben weniger essen als die Männer. Weshalb demokratisch beschlossen wurde, nächstes Jahr neben dem König auch eine Königin zu küren – was möglicherweise auch auf den König in Knödelform anzuwenden ist:

Hoch lebe unsere Knödelkönigin Spinat-Kokos-Curry-Trio!

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Text u Bild: kateřina černá: Ich bin eine große Träumerin, ewige Pläneschmiederin, Künstlerin, Freundin, Schwester, Sängerin, Meer- und Kaffee-, Liebhaberin, Schriftstellerin auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wie spät es jetzt wohl in Ulaanbaatar ist.

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1 http://www.kitzalps.cc/de/31-knoedelfest.html

2 http://www.kitzalps.com/en/knoedelfest.html